Die Trauer

Du lebst in der Gegenwart.
Mit dem Tod deines Kindes stirbt deine Zukunft.
Fortan lebst Du in den Erinnerungen der Vergangenheit.

Es ist schwer, Menschen die nicht das eigene Kind zu Grabe tragen mussten, zu verdeutlichen, warum die Trauer um das eigene Kind nicht mit anderen Trauerformen vergleichbar ist. Eine verwaiste Mutter beschrieb das mit folgenden Worten:
„Für unseren Schmerz gibt es keine Worte und deshalb können nur wir verwaiste Eltern verstehen, wie man sich fühlt. Genau wie wir zwar Krieg schlimm finden, aber auch nur diejenigen, die einen Krieg mitgemacht haben, wissen wirklich wie schlimm er ist.“

Man kann diesen Schmerz der Trauer nicht in Worte fassen. Es ist Trauer, die einen innerlich zerreißt. Während man seinen Partner, Eltern und andere an seiner Seite hat, so ist das Kind eine Herzenssache, das man tatsächlich aus sich heraus geboren hat und das ein Stück seines Selbst ist. Eine Mutter hat ihr Kind monatelang unterm Herzen getragen, es zur Welt gebracht und muss zusehen, wie sie ihr Kind nicht vor dem Tod schützen kann, wo doch genau das die Aufgabe der Eltern ist, das Kind vor Gefahren zu schützen. Es besteht also ein viel tieferer Bann zwischen Eltern und ihrem Kind als es zu anderen Menschen in ihrem Leben auch nach Jahrzehnten nicht entstehen könnte.

Manche Menschen empfinden den Tod eines Kindes wie eine Amputation. Doch eine verwaiste Mutter definierte es noch stärker und passender:
„…Meine Kinder sind nicht nur Teile von mir. Ich bin ein Teil von ihnen. Das ist ein Grund, warum Eltern bestechbar werden. Solange wir alleine leben - keine Kinder haben - können wir ohne Angst für unsere Ideale leben. Wir haben ja außer unserem eigenen Tod nichts zu fürchten. Wenn wir Kinder haben, ist das ganz anders. Ihr Leben ist Millionen mal mehr wert als unser eigenes. So fühlen wir. Deshalb werden wir bestechlich. Droht man uns, unseren Kindern Leid zu zufügen, tun wir alles, auch das, was unseren Idealen widerspricht. …“
Es ist bedingungslose Liebe, die uns mit unseren Kindern eins werden lässt. Diese Liebe entsteht jeden Tag, mit jedem Blick und mit jeder Geste unserer Kinder neu. Und aus dieser bedingungslosen Liebe entsteht eine Trauer, die um so vieles schmerzlicher und lebenszerstörender ist als alle andere Trauer. Und wohin dann mit dieser Liebe, die wir keinem andern als unseren Kindern schenken können, weil sie zu einzigartig ist.
Verfasser unbekannt

Wir wünschen uns, dass jemand da ist, der zu uns steht,
wenn wir ganz unten sind.

Es ist gut, wenn jemand unsere Hand hält in dieser Situation,

 vor der wir am liebsten kapitulieren würden.
Wie trostreich sind ein paar liebe Zeilen,
die uns zeigen, dass andere an uns denken.
Ein Mensch, der jetzt bei uns sitzt, 
uns anhört und mit uns weint,

ist mehr wert als die Erinnerung an gute Freunde,

 die nichts von sich hören lassen.
Wir sind dankbar für jedes
Zeichen von echtem Mitgefühl.


Neue Wege gehen müssen,
ungefragt, weinend - gebrochen.

Neue Wege gehen müssen,
unbekannt, steinig - stolpernd.

Neue Wege gehen müssen,
unvorstellbar, kurvenreich - mühsam.

Neue Wege gehen müssen,
das Ziel erahnen, glaubend - hoffend.

Neue Wege gehen wollen,
voller Liebe für ein Wiedersehen!


Bitte sagt uns nicht..............

 wie wir uns fühlen sollen,
es sei denn, du hast auch dein Kind oder einen geliebten Angehörigen verloren.

Sagt uns bitte nicht, das unsere gebrochene Herzen heilen werden, weil es nicht wahr ist.

Sagt uns bitte nicht, dass Ann-Kristin an einem besseren Ort sei,
obwohl es vielleicht wahr ist, wir vermissen sie und wollen sie bei uns haben.

Sagt uns bitte nicht, dass es Zeit sei weiter zu gehen,
weil wir es nicht können.

Sagt uns bitte nicht, dass wir für die gemeinsame Zeit dankbar seien sollen, das sind wir, aber wir wollten mehr, wir wollten noch so viel Zeit mit ihr verbringen.

Sagt uns bitte nicht, dass wir wieder fröhlich sein werden,
sobald wir wieder die Alten sind, wir werden nie wieder die Alten sein.

Was du uns sagen kannst, ist das du für uns da sein wirst,
das du uns zuhören wirst,wenn wir von Annkris erzählen.
Du kannst mit uns unsere Erinnerungen teilen,
du kannst auch mit uns weinen.
Und bitte zögere nicht ihren Namen zu sagen,
da kein Tag vergeht an dem wir nicht über Annkris reden.

Bitte erkenne, dass wir nie wieder die Alten sein werden,
aber wenn du uns beistehst, werden wir dir sehr dankbar sein !

Trau Dich, uns anzusprechen -
Wir sind immer noch „Wir“ !
***
Trau Dich, zu uns zu kommen -
Wir freuen uns sicherlich!
***
Trau Dich, uns auszufragen - 
Wir reden gern mit Dir!
***
Trau Dich, mit uns zu weinen -
Es hilft auch Dir!
***
Trau Dich, ihren Name zu nennen -
Du wirst schon seh'n!
***
Trau Dich, über sie zu reden -
Es tut so gut!
***
Trau Dich, mit uns zu lachen -
Auch Annkris lachte gern!
***
Trau Dich, uns Mut zu machen -
Dann sind wir uns nicht mehr fern!
***
Trau Dich, uns in den Arm zu nehmen -
Haltet uns ganz fest!
***
Trau Dich, mit uns zu schweigen -
Es ist besser, als wenn Du uns in Ruhe lässt !
***

"Trauer ist wie ein Felsbrocken. Wegrollen kann man ihn nicht. Zuerst versucht man, nicht darunter zu ersticken. Dann hackt man ihn Stück für Stück kleiner, und den letzten Brocken steckt man in die Hosentasche und trägt ihn ein Leben lang mit sich herum.

Wir wünschen uns Ohren,

die auch dann noch unsere Sorgen hören,

wenn Worte lange schon in unserer Einsamkeit verstummen.

 

Wir wünschen uns Augen,

die auch dann noch unsere Tränen sehen,

wenn wir sie nur noch still und unsichtbar

 in unseren Herzen weinen.

 

Wir wünschen uns Arme,

die sich auch dann noch um uns legen,

wenn wir in Verzweiflung leben

und keinen Trost mehr spüren können.

 

Wir wünschen uns Füße,

die auch dann noch unsere Wege mit uns gehen,

wenn wir uns mal verlaufen und

unsere Richtung nicht mehr finden.

 

Wir wünschen uns Herzen,

die uns auch dann innig lieben werden,

wenn wir es selbst nicht mehr können..

Nach all den Monaten,
in denen Du versucht hast,
zu begreifen, zu verarbeiten,
dem Geschehene einen Sinn zu geben,
neue Orientierung zu finden,
stark zu sein,
Dich nicht unterkriegen zu lassen...
wachst Du plötzlich auf
und merkst
das Du wieder ganz am Anfang stehst,
das Du nur im Außen weitergegangen bist,
doch im Inneren steht nach wie vor alles still.
Es scheint
als würde Dein Verstand
Dein Herz nicht erreichen.
Es ist, als würde ich noch immer warten,
das ich aufwache
und wieder in unserem Leben bin.
Das Du jeden Moment zur Tür reinkommst.
... wann wird mein Herz begreifen,
... wann wird es aufhören zu warten,
was nicht mehr kommen wird,
... wann werde ich verstehen?

Berg der Trauer

Trauern ist wie die Besteigung eines hohen Berges... Wir stehen zunächst atemlos vor dieser Aufgabe, die uns so aussichtslos erscheint. Wie sollen wir auch nur die ersten Schritte tun. Wir haben kein Werkzeug, wir haben nicht als unsere Hände. Wir nehmen das, das am nahesten ist: Sand und türmen ihn aufeinander --- sinnlos, er rinnt uns durch die Hände, der kleine Hügel, der entsteht, sinkt immer wieder in sich zusammen - sie ein Sinnbild für uns selbst. Nein, wir haben keinen Plan, niemand, der uns sagt, wie man den Berg der Trauer erklimmt. Wir haben nur das Wissen, dass Tausende in diesem Moment vor der gleichen Aufgabe stehen, dass Millionen diese Berge bezwungen haben.
Es gibt keine Baumeister, keine Architekten, nichts Allgemein gültiges und das, was wir lesen, was man uns sagt, was wir hören - es scheint uns so fremd, so weit weg von dem fassungslosen Schmerz in dem wir gefangen sind... "Läßt mich alleine mit dieser Aufgabe" - dies waren meine Gedanken. Wenn ich nicht selbst einen Weg finde, werde ich hier am Fuße des Berges in meiner Trauer und meinem Leid verharren".
Die, nachdem all meine Sehnsucht schreit, kann ihre Hand nicht ausstrecken, sie ist nicht mehr. Die Hände, die mir gereicht werden, sie können mich nicht tragen, viel zu schwer bin ich, viel zu groß ist das, was mir widerfahren ist... Niemand, der wirklich ermessen kann, welche Aufgabe vor mir liegt.

Meine Besteigung des Berges der Trauer begann damit,

Steine zu suchen: kleine Steine, große Steine, runde und eckige -

und ich gab diesen Steinen Namen wie

"Hoffnung" "Zuversicht" "Loyalität" "Liebe"," Verbundenheit"

"Treue" "Glauben" "Freundschaft" "Vertrauen".

Der letzte Stein, den ich bisher benannt habe,

ist der Stein der "Zukunft".

Mit diesen Steinen habe ich begonnen, einen Weg zu legen -

Stein für Stein unter meine Füße und diese Steine tragen.

Ich weiß nicht, was geschieht,

wenn ich um die nächste Biegung des Berges komme,

was auf mich wartet - aber ich habe meine Besteigung begonnen und ich setze sie fort: Ich habe keine Hast und Eile mehr. Ich habe in den Jahren erfahren, dass die Besteigung des Berges der Trauer ein ganzes Leben braucht! Manchmal wird mir ein Stein geschenkt: die Steine der "Anteilnahme" des "Mitgefühls" der "Empathie" - dies sind große Steine - und sie fügen sich in die meinen ein und ebnen manch kleine Strecke, die ohne sie viel mühsamer geworden wäre.

Es gibt auch Steine, die mir in den Weg gelegt werden: Steine des "Unverständnisses" der "Missachtung" Steine der "Ungeduld" , der "Ignoranz",und sie erschweren den Weg, den ich muss sie aus den restlichen Steinen herausfiltern und sie an die zurückgeben, die sie mir in den Weg warfen. Es gibt auch den Stein der "Hilflosigkeit". Dies sind kleine Steine, die ich am Weg liegen lassen kann. Über sie falle ich nicht.

Lasst Trauernden ihre Wege. Jeder muss seine Steine suchen, benennen und mit ihnen seinen ganz individuellen Pfad bauen.
Schenkt uns die kleinen Steine des "Mitgefühls", denn sie tragen uns ein Stück weiter und für sie sind wir dankbar.